Angola: Staatsfonds soll Rohstoffabhängigkeit mindern

Analyse über Angola von  econoafrica

Angola gehört in Afrika zweifelsohne zu den aufstrebenden Staaten. Das südwestafrikanische Land fährt seit Jahren hohe Wachstumsraten ein. 2012 waren es 8 Prozent. Erdöl ist der größte Wachstumstreiber, doch das könnte sich bald ändern.

Das südwestafrikanische Land hat in seiner jüngsten Geschichte viel durchgemacht: 1975 konnte es sich von den Fesseln seiner Kolonialmacht Portugal lösen und auch der 27 Jahre währende Bürgerkrieg ist Vergangenheit. Heute profitiert das Land von seinem enormen Reichtum an Erdöl und Diamanten. Nach Nigeria ist Angola der zweitgrößte Erdölexporteur des Kontinents.


Das hohe Wirtschaftswachstum von über 8 Prozent im Schnitt der letzten Jahre ist daher nicht nur hausgemacht, sondern vor allem eine Folge der steigenden Rohölpreise auf dem Weltmarkt. Kurzum: Angolas Wirtschaft ist extrem einseitig aufgestellt. Seine Exporteinnahmen bestehen zu etwa 95 Prozent aus Öl und generieren über 50 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP), heißt es in einer aktuellen Analyse der Deutschen Bank. 

 

Spitzname: New York

Das gesamt Bruttoinlandsprodukt (BIP) beläuft sich pro Jahr zwar auf rund 120 Milliarden US-Dollar, doch der Großteil der knapp 20 Millionen Angolaner bekommt davon wenig ab. Das zeigt auch die groteske Entwicklung in Angolas Hauptstadt. Luanda ist bekannt für seine üppigen Preise. Fast 40 Prozent der angolanischen Bevölkerung lebt zwar von weniger als zwei US-Dollar am Tag, gleichzeitig findet man in Luanda teure Restaurants, wo das Abendessen 100 US-Dollar kostet. Und auch die Mietpreise sind horrend. Es kommt also nicht von ungefähr, dass Luanda auch als das New York Afrikas bezeichnet wird.

Das weite Teile der Bevölkerung vom Wohlstand abgeschnitten sind und schlechten Zugang zu Bildung sowie medizinischer Versorgung haben, signalisiert auch das Ranking Angolas beim Human Development Index. Das südwestafrikanische Land erreicht dabei nur den 148. Platz – von 187 untersuchten Ländern.

Hohe Korruption

Wenig Mut macht auch die hohe Korruptionsrate. Die Wächter von Transparency International geben Angola aktuell nur 22 von 100 möglichen Punkten. Das lässt selbst für afrikanische Verhältnisse zu wünschen übrig, weswegen Angola nur auf dem 157. Platz landet.

Die immer noch stark verbreitete Korruption ist auch Folge der ehemaligen portugiesischen Kolonisation. Die von den Portugiesen unterstützte Elite hält die Zügel des Landes immer noch fest in der Hand und sitzt an wichtigen Stellen in Politik und Wirtschaft. Auch die demokratische Verfassung Angolas ist von westlichen Standards weit entfernt. Wirklich freie und faire Wahlen finden nicht statt. So verwundert es kaum, dass der greise Präsident José Eduardo Dos Santos seit 1979 fest auf seinem Regierungsthron klebt.

Haushaltsüberschuss und sinkende Inflation

Es gibt allerdings auch Entwicklungen die Mut machen. So sprechen die Fiskaldaten des Landes für sich. Der Haushaltsüberschuss lag 2012 bei 7 Prozent des BIPs; in diesem Jahr sollen es über 5 Prozent sein. Zudem konnten die öffentlichen Schulden auf unter 30 Prozent des BIPs gedrückt werden. Und auch die Inflation geht rapide zurück. 2010 lag die Teuerungsrate noch bei 14,5 Prozent, letztes Jahr fiel sie auf 9 Prozent.

Staatsfonds soll Wirtschaft breiter aufstellen

Darüber hinaus wurden auch weitere richtungsweisende Weichen gestellt. Vergangenen Oktober hat der Sohn des Präsidenten einen fünf Milliarden US-Dollar schweren Staatsfonds aufgelegt, in den auch zukünftig Öleinnahmen fließen werden. Mit den Geldern aus diesem Topf sollen Infrastrukturprojekte finanziert und der Landwirtschafts- und Tourismussektor angekurbelt werden. Der Staatsfonds hat das Ziel, die rohstofforientierte Wirtschaft endlich auf breitere Füße zu stellen und Angolas Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen zu mindern.

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